Das Zitat des deutschen Schriftstellers Berhold Auerbach beschreibt am besten das Phänomen, das entsteht, wenn vier fremde Menschen um das „Gruppensexophon“ stehen. Sie finden eine Ebene, auf der sie eine Einheit bilden und sich wortlos verstehen können. Die Rede ist von dem experimentellen Musikapparat DIMI-S des künstlerischen Wissenschaftlers Erkki Kurenniemi. Er funktioniert so, dass er vier Personen mittels Berührung der Elektroden miteinander verbindet und durch daraus entstehende elektrische Impulse einen Synthesizer in Bewegung setzt. Das menschliche Nervensystem bringt aufgrund seiner Funktion somit Töne und Melodien zum erklingen.
Die dOCUMENTA-Besucher sind fasziniert von diesem musischen Gerät. Zunächst sind sie überrascht und dann voller Enthusiasmus. Euphorisch berühren sie die Elektroden und experimentieren mit elektronischer Musik. Die auch genannte Liebesmaschine bringt auf diese Weise Menschen zum Lachen, zur Freude und zum Interagieren. Ein geniales Kommunikationsmittel, das die universale Sprache von Musik und Mensch hervorbringt.
(Quelle: Begleitbuch dOCUMENTA)
Christina Hooge
Musik und Emotionen
Das größte Problem bei der Beantwortung der Frage, wie Musik Emotionen erzeugt, dürfte die Tatsache sein, dass sich Zuordnungen von musikalischen Elementen und Emotionen nie ganz eindeutig festlegen lassen. Die Lösung dieses Problems ist die Strebetendenz-Theorie. Sie sagt, dass Musik überhaupt keine Emotionen vermitteln kann, sondern nur Willensvorgänge, mit denen sich der Musikhörer identifiziert. Beim Vorgang der Identifikation werden die Willensvorgänge dann mit Emotionen gefärbt. Das gleiche passiert auch, wenn wir einen spannenden Film anschauen und uns mit den Willensvorgängen unserer Lieblingsfigur identifizieren. Auch hier erzeugt erst der Vorgang der Identifikation Emotionen.
Weil dieser Umweg der Emotionen über Willensvorgänge nicht erkannt wurde, scheiterten auch alle musikpsychologischen und neurologischen Versuche, die Frage nach der Ursache der Emotionen in der Musik zu beantworten. Man könnte diese Versuche mit einem Menschen vergleichen, der einen Fernsehapparat aufschraubt und darin mit einer Lupe nach den Emotionen sucht, die er zuvor beim Ansehen eines Films empfunden hatte.
Doch wie kann Musik Willensvorgänge vermitteln? Diese Willensvorgänge haben etwas mit dem zu tun, was alte Musiktheoretiker mit „Vorhalt“, „Leitton“ oder „Strebetendenz“ bezeichnet haben. Wenn wir diese musikalischen Erscheinungen gedanklich in ihr Gegenteil umkehren (der Ton strebt fort – ich will, dass der Ton bleibt), dann haben wir im Prinzip den Willensinhalt gefunden, mit dem sich der Musikhörer identifiziert. In der Praxis wird dann alles noch etwas komplizierter, so dass sich auch differenziertere Willensvorgänge musikalisch darstellen lassen.
Weitere Informationen erhalten Sie über den kostenlosen Download des E-Books der Universität München „Musik und Emotionen – Studien zur Strebetendenz-Theorie“.
Bernd Willimek
Zum Thema „Musik und Emotionen“ verweise ich auf den fünfteiligen Artikel „Warum klingt Moll traurig? Die Strebetendenz-Theorie erklärt das Gefühl in der Musik“. Er wurde letzte Woche im Online-Magazin „musik heute“ publiziert und kann unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden:
http://www.musik-heute.de/tags/strebetendenz-theorie/
Bernd Willimek
Da ich mehrfach gebeten wurde, das Prinzip der Strebetendenz-Theorie auf eine Weise darzustellen, so dass sie auch ein Laie mühelos nachvollziehen kann, füge ich dem obenstehenden Artikel eine solche Erklärung bei. Sie ist unter folgendem Link kostenlos abrufbar:
http://www.willimekmusic.de/erklaerung-strebetendenz-theorie.pdf
Bernd Willimek
Ergänzend weise ich darauf hin, dass unser Buch „Musik und Emotionen. Studien zur Strebe-tendenz-Theorie“ aktuell unter ISBN: 978-3-86888-145-5 im Deutschen Wissenschafts-Verlag (DWV) erschienen ist. Es ist über den folgenden Link erhältlich:
https://dwv-net.de/produkt/musik-und-emotionen/
Bernd Willimek