Kritische Stimmen

Bisher gab es eher weniger negative Kritik in den Medien über die diesjährige dOCUMENTA. Ganz zum Verblüffen von Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev. Sie habe sich vorab auf hitzige Diskussionen eingestellt, die bislang noch nicht eingetroffen sind. Jetzt haben sich zwei Frankfurterinnen über ein Ausstellungswerk des guatemaltekischen Künstlers Aníbal López beschwert, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Das Video, das in der Neuen Galerie zu finden ist, zeigt ein Interview des Künstlers mit einem Auftragsmörder. López lud den sogenannten sicario nach Kassel ein, um mit ihm über Politik und Bewaffnung in Zentralamerika zu sprechen. Seine Absicht liegt darin, die Menschen über die politische Problematik in Guatemala aufzuklären, indem man in die Psyche des Mörders schaut und somit seine Denkweise verinnerlicht.

Der Künstler nutzt die weltweit öffentliche Plattform der dOCUMENTA, um auf den Guerillakrieg hinzuweisen. Die bewaffnete Bewegung besteht aus einem kriminellen Kartell, das Kontakte zu Politikern, Drogenhändlern und anderen Verbrechern pflegt. Diese Miliz findet immer größeren Zuwachs aus Repressionsgründen.

López bietet den dOCUMENTA Besuchern die Möglichkeit, hinter die Fassade zu schauen und das Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Losgelöst von unserem politischem Verständnis von Recht und Unrecht. Sicherlich appellieren die zwei Frankfurterinnen an die Moral, die bei solch einem Konflikt zwischen Bürger und Diktatur verloren scheint. Andererseits spielen andere Faktoren in dieser Kultur eine große Rolle. Angst vor dem Gesetz und der Überlebenskampf auf den Straßen sind nicht unbekannte Phänomene, die durch Ausweglosigkeit hervorgerufen werden.

Durch López‘ provokative Kunst trifft in Kassel eine Welt auf unsere, die unser Verständnis von Moral und Recht in einen neuen Bezug bringt und somit die Relationen versetzt. Die Beschwerde der beiden Frauen ist der erste Schritt in Richtung Aufklärung der gesellschaftlichen Probleme im 21. Jahrhundert.

Weitere interessante Informationen zu diesem Thema sind in dem Artikel „Videofilm mit einem Mörder“ von Katharina Scholz zu finden!

(Quelle: Begleitbuch dOCUMENTA (13))

Christina Hooge

Tarek Atoui – Kratzen mit Einsen und Nullen

Wer zum ersten Mal die Klänge des Pariser Klangkünstlers und Programmierers Tarek Atoui zu Ohren bekommt, assoziiert diese zunächst mit verstörenden, flippigen und taktlosen Geräuschen. Metallische Maschinen, Helikopter, Dubstep und Fernsehflimmern beschreiben am ehesten die Art der akustisch-elektronischen Versionen, die nacheinander oder gleichzeitig abgespielt werden. Manche Geräusche klingen brüchig, andere widerum klar und vollständig.

Doch Tarek Atoui möchte keine Musik für jedermann machen – der einzige, der darauf „tanzt“, ist er!

Was steckt dahinter?

Der in Beirut geborene Musiker stellt die Instrumente, auf denen er spielt, selbst her. Er baut auf ausgeklügelte Weise technische Geräte, die die Akustik zum Ausdruck bringen. Diese Hardware nutzt Atoui als computergestützte Werkzeuge seiner Klänge. Nicht nur seine handwerklichen Fertigkeiten, sondern auch der Prozess der Performance beeindruckt in Atouis künstlerischer Methodik. Sie untersucht das Verhältnis von musikalischer Komposition, körperlicher Bewegung und Software- und Hardwareentwicklung. Seine Bewegungen hinter dem Pult zeugen von intuitiven und dynamischen Gesten, die eine Symbiose mit dem Klang der Musik eingehen. Die Relation zwischen dem Instrument und dem Körper vermitteln dem Hörer und Betrachter ein anderes, neues Bewusstsein zu Musik und ihrer Emotion. Intuitives Sich-Einlassen auf die hörbare Umwelt verlässt das bis dato gewöhnliche Verständnis von Musik und eröffnet eine neue Ebene für eine Klangperformance.

Als Zuschauer und Zuhörer seiner Performance fällt es schwer, stillzuhalten. Die Klänge sind laut und schrill und animieren zum Bewegen.

Der wissenschaftliche Künstler Tarek Atoui fasziniert durch seine mitreißende und intelligente Idee die Besucher der dOCUMENTA (13).

(Quelle: Begleitbuch dOCUMENTA (13))

Christina Hooge

Lee Miller – Die Worte eines Bildes

Im Brain des Fridericianum befinden sich Fotografien von und mit Lee Miller. Die Journalistin und Fotografin der amerikanischen Vogue nimmt am 30. April 1945, die Möglichkeit wahr, zusammen mit U.S. Truppen nach Deutschland zu kommen und sich in Hitlers Münchener Wohnung Zutritt zu verschaffen. Für viele ein abschreckender Gedanke, für Miller eine Chance das Unfassbare zu begreifen.

Eine der 20 Schwarz-Weiß-Fotografien zeigt Lee Miller in Hitlers Badewanne sitzend. Eigentlich der reinlichste Ort einer Wohnung, wenn man vergisst, wer sich in dieser Räumlichkeit von seinen dreckigen Taten rein wusch. Miller inszeniert sich also in Hitlers Privatsphäre und zeigt ihr Gesicht an einem Ort, an dem nur er sich aufhielt. Dieser Akt kann auf mehreren Ebenen gedeutet werden. Auf der einen Seite ist es eine Bloßstellung seiner Person. Ausgerechnet an dem Tag, an dem Hitler sich selbst erschossen hat, lässt sich Miller in seinem Badezimmer fotografieren. Ein Raum, in dem er entkleidet, waffenlos und somit angreifbar war. Andererseits stellt ihre Pose einen weitaus bedeutenderen Zusammenhang dar: Sie wäscht sich, in der Rolle des Täters, von ihren Taten rein. Die Annahme wird durch die umstehenden Gegenstände unterstützt. Vor der Badewanne befinden sich Millers Stiefel und die Kleidung, die sie zuvor am Vormittag bei ihrem Aufenthalt im Konzentrationslager Dachau trug. Die Eindrücke, die sie dort aufnahm, suggerieren die Sünden und Schandtaten eines Verbrechens an der Menschheit. Millers physische Identifikation mit Hitler (wenn sie in seiner Wanne sitzt) treibt sie dazu, diese Sünden abzuwaschen. Sie nimmt ihn sogar in Form eines Porträts mit, das sie an den Badewannenrand platziert.

Das Leitmotiv der dOCUMENTA (13) Collapse and Recovery beschreibt die Idee einer solchen Darstellung: So wie der Schmutz beim Reinigen zerfällt, zerfällt auch das Deutsche Reich. Der Wiederaufbau moralischer Werte und eines neuen Bewusstseins beginnt. Bei Miller durch eine Art visuelle Katharsis. Sie inszeniert eine Identifikation mit einer historischen und tragischen Figur und spricht sich wortlos ihre Gedanken von der Seele. Mit den Mitteln der Fotografie und ihrer Bildsprache.

Millers symbolische Inszenierung zeigt einerseits eines intimes und unzugängliches Lebensumfeld eines Diktators und andererseits eine Rezeption über den Ersatz eines ehemals einflussreichen politischen Machthabers durch eine Frau – ein zu jener Zeit völlig irrealer Gedanke.

Die Besucher der Kasseler Kunstausstellung sind ebenfalls einem historischen, wenn auch schreckendem Phänomen ausgesetzt wie die Künstlerin. Während auf dem Bild noch weitere Gegenstände wie Handtücher und eine Porzellanskulptur zu vernehmen sind, befinden sich ebendiese auf der gegenüberliegenden Seite in einer Vitrine. Der Betrachter dreht sich um und schaut unmittelbar auf Hitlers reale Gebrauchsstücke. Neben der Skulptur findet sich auch Hitlers Porträt wieder. Der Betrachter ist mit einem Mal in einen faszinierend “dämonisierten” Raum im Fridericianum versetzt und folglich mit dem Umgang eines kollektiven Traumas konfrontiert.

 

(Quelle: Das Begleitbuch dOCUMENTA (13))

 

Christina Hooge

Geoffrey Farmers Zeitstrahl: 50 Jahre als Fotomontage

Im zweiten Stock der Neuen Galerie gibt es ein Kunstwerk zu bestaunen, das den Betrachter im ersten Augenblick sprachlos werden lässt. Die Rede ist von der aufwendigen Arbeit vom kanadischen Künstler Geoffrey Farmer.

Zu sehen sind hunderte, in filigranster Arbeit ausgeschnittene, auf Schilfgras aufgeklebte und drapierte Schattenspielfiguren. Die ausgewählten Figuren stammen aus 50 Jahrgängen des amerikanischen „Life“ Magazins und stellen in ihrer Anordnung einen Zeitstrahl dar. So wird anhand von unzähligen Bildern von Figuren, Menschen und Gegenständen die Geschichte der Jahre 1935 – 1985 auf ihre ganz eigene Art und Weise erzählt.
Diese Arbeit von Farmer, die den Titel „Leaves Of Grass“ trägt, ist der letzte Teil einer Triologie. Die vorherigen Werke („The Last Two Million Years“ -2007 und „The Surgeon And The Photographer“ -2009) beinhalten ebenfalls Fotomontagen und Collagen aus Zeitschriften älterer Jahrgänge.
Das besondere an den Arbeiten des kanadischen Künstlers, der sich auch mit Licht- und Klanginstallationen sowie Fotografien, Zeichnungen, Videomontagen und Skulpturen beschäftigt, ist, dass seine Werke an den einzelnen Ausstellungsorten einzigartig sind. Die Werke sind zeitweilig und immer genau an den Ausstellungsort angepasst, sodass jede Darstellungsform einzigartig ist und bleibt.

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Besuchen Sie doch auch mal das außergewöhnliche Kunstwerk Farmers und erleben Sie 50 Jahre des letzten Jahrhunderts auf eine ganz besondere Weise.

(dh)

Das Gloria Kino – Filmprogramm zur dOCUMENTA (13)

Kennen Sie das? Sie haben sich im Kino einen Film angesehen, der Sie hinterher zum Nachdenken veranlasst hat? Genau das ist auch das Ziel der Filme, die im Gloria Kino gezeigt werden.

© Denise Hoffmann

In dem für die dOCUMENTA entwickelten Filmprogramm werden Kontroversen und Widersprüche der einzelnen Filmemacher im Bezug zur Gesellschaft aufgezeigt. Durch das Mitwirken der zahlreichen Künstler aus unterschiedlichen Ländern geschieht dies aus vielen abwechslungsreichen Blickwinkeln, zu verschiedenen Augenblicken und an unterschiedlichen Orten.
Das Programm ist in drei Themenbereiche unterteilt: „Verbotenes und Populäres Kino“, „Künstler und Filmemacher“ und „Afghanistan“.
In dem ersten Teil werden Filme gezeigt, die – wie der Titel bereits vermuten lässt – in den Ursprungsländern verboten oder zensiert wurden. Diese Filme werden kombiniert mit solchen, die ihrerseits sehr bekannt und beliebt waren und große Besucherzahlen zu verzeichnen hatten. Diese Konfrontation der Gegensätze soll den Betrachter dazu veranlassen, selbst herauszufinden, welche Art von Kunst er vorzieht und welche Werte er ihr zuspricht. Anders als es ihm die Gesellschaft durch Verbote und Zensuren vorenthält und verbietet.
In dem Programmpunkt „Künstler und Filmemacher“ haben verschiedene Künstler ihre ganz eigenen Impressionen in den Filmen verarbeitet und damit auch zur Ausformung der dOCUMENTA (13) beigetragen. Hier werden beispielsweise Arbeiten der Kunstausstellung gezeigt, teilweise handelt es sich dabei sogar um Erstvorstellungen.
Im dritten Programmpunkt werden afghanische Filme vorgestellt. Hier werden fiktionale und dokumentarische Filme, neue Arbeiten –  sowie ältere und weniger bekannte Filme gezeigt. Das Ziel ist es, dadurch zu veranschaulichen, welche Art von Werten über Filme zum Ausdruck kommen und wie diese weiterhin umgesetzt werden können. Die Filme sollen außerdem andere Seiten von Afghanistan aufzeigen, die in den Alltagsmedien wie z. B. durch Nachrichten im Fernsehen, nicht vermittelt werden.

Das Filmprogramm wird mit einer einwöchigen fortlaufenden Filmvorführung beendet werden, die „Three Little Pigs“ (dt.: „Drei Kleine Schweinchen“) heißen und vom Filmemacher Albert Serras inszeniert wird. Bei den Protagonisten dieses Stückes handelt es sich um drei wichtige Personen der Geschichte: Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Werner Fassbinder und Adolf Hitler. Als Schauplatz dienen verschiedene Orte in Kassel.

Auch werden Filme aus dem Programm im Open-Air-Kino gezeigt. Bei gutem Wetter lassen sich dort schöne Filmabende verbringen.

Gloria-Kino am Ständeplatz, Friedrich-Ebert-Str. 3
Open-Air-Kino im Kulturzentrum Dock 4, Untere Karlsstr. 4

Karten können für 7.50,- € erworben werden. Weitere Informationen finden Sie unter: www.filmladen.de

(dh)

Ist dies der Anfang vom Ende?

Moon Kyungwon & JEON Joonho

EL FIN DEL MUNDO – ein Film aus dem Projekt NEWS FROM NOWHERE (2012)

 

Zwei Stellwände mit zwei unterschiedlichen Filmprojektionen zeigen bei MOON Kyungwon & JEON Joonho im Keller der documenta-Halle eine „Retrospektive aus der Zukunft“. Auf der rechten Filmleinwand ist eine Frau in einer Science-Fiction-Szenerie zu sehen. Links ein Mann in einem fensterlosen Raum mit einem Hund.

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Die asiatische Frau scheint durch ihre besondere Umgebung zu einer speziellen Spezies von Menschen zu gehören. Die Welt in der sie lebt heißt TEMPUS – ein Ort, an dem Daten über die Menschheit gespeichert sind. Das daraus resultierende Wissen über die Menschen schreibt der „neuen“ Welt Regelungen vor, die die Frau einzuhalten hat. Der Betrachter erfährt durch englische und deutsche Untertitel, die aus der japanischen Gedankensprache der Frau übersetzt sind, dass sie den Platz, der wie das Innere eines Raumschiffs wirkt, nicht ohne ihren Schutzanzug zu verlassen hat. Weiterhin solle sie möglichst wenig Energie aufwenden, um überleben zu können. Eine Pille mit den nötigen Nährstoffen und ein Schutzcollier gewähren ihre sichere Existenz. Den Anweisungen folgend, geht sie unterschiedlichen Tätigkeiten nach. Sie verlässt ihren geschützten Raum und betritt ein Zimmer, das zuvor von Menschen aus der heutigen Zeit genutzt wurde. Sie scheint sehr erstaunt darüber zu sein und gleichzeitig vorsichtig.

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In der nächsten Szene untersucht sie bereits ausgetrocknete Pflanzen, bis ihr eine Lichterkette, die für einen Weihnachtsbaum bestimmt ist, auffällt. Schockiert und völlig unwissend über ihre Funktion, setzt sie sich diese auf ihr Haupt und fixiert den Betrachter.

Obwohl beide Filme verschiedene Situationen aufweisen und auf den ersten Blick keine visuelle Verbindung haben, kommunizieren sie miteinander. Während die Frau das Nutzen einer Lichterkette erforscht, integriert sie der Mann auf der linken Seite in ein Bauprojekt aus unterschiedlichen Materalien, zum Beispiel einer Perücke. Er bewegt sich in einem dunklen Raum, beleuchtet durch ein flackerndes Kaminfeuer. Die Wände sind mit Bildern und Zeitungsartikeln tapeziert. Er hat Bücher zur Verfügung, doch sein Gemüt verrät, dass ihm langweilig ist. Er beschäftigt sich mit Basteln. Die melancholische Atmosphäre wird durch ein lautstarkes Aufrütteln gestört, mit einem Erdbeben vergleichbar.

In beiden Filmen hörbar, symbolisiert die Erschütterung das Ende der Welt. Die zwei Protagonisten leben also in einer postapokalyptischen Zeit: Der Mann, der anscheinend zu den letzten Überlebenden zählt, vegetiert in einem Zimmer, zusammen mit seinem treuen Hund, in einer Welt, in der alles zerstört ist.Die Frau hingegen existiert in gesonderten Raumverhältnissen, die in der Zukunft liegen, und betreibt wissenschaftliche Forschung zur Erklärung der Menschheit, die vor ihrem Handlungszeitpunkt liegt.

 Das japanische Künstlerduo beabsichtigt laut documenta-Begleitbuch weder das Ausmalen einer zukünftigen Gesellschaft, noch die Darstellung einer utopischen oder dystopischen Gesellschaftsvision. Ziel sei es, die Wirklichkeiten und Werte unseres heutigen Lebens zu rezipieren.

Dabei stellt sich für uns als Betrachter die Frage: Was ist die Apokalypse für uns? Oder noch präziser: Welche Werte und Errungenschaften sind uns so wichtig, dass der Mensch daran zerbricht, wenn sie nicht mehr existieren? Und: Wie kommt das Ende der Welt zustande?

Auch wenn die Filme keine illusionistischen Vorgaben beabsichtigen, zeigen sie trotzdem durch die Handlungen der Frau und des Mannes zwei verschiedene Umgangsarten mit der Thematik. Die Frau nutzt ihre technologischen Möglichkeiten zur Erforschung und Erklärung der Vergangenheit, um das Wissen durch Rationalität effizient in ihrer „neuen“ Welt umsetzen zu können. Ihre rationale Denkweise hängt mit der Bedingung ihrer Existenz zusammen, nämlich keine unnötige Energie zu verschwenden, und zwar auch insofern, dass sie keine Emotionen zulassen darf, denn Tränen kosten emotionale Energie. Ganz im Gegenteil zum Mann: Er besitzt einen Hund, für den er gefühlvolle Fürsorge aufbringen muss. Er hat im Gegensatz zu ihr keine Möglichkeit nach draußen zu gehen und sich weiterzuentwickeln. Alles was ihm bleibt, ist der Bestand an Wissen durch seine Bücher. Er kann die Vergangenheit dadurch erlernen, aber irgendwann kommt er an einen Punkt, an dem er ausgelernt hat.

Da dieser Zustand der Endgültigkeit in der Welt und im menschlichen Denken keinen Platz findet, müssen herrschende Theorien in der Forschung immer wieder aufs Neue kritisiert und untersucht werden, um intelligente und effiziente Lösungen für Probleme zu finden (beispielsweise in der Umwelt).

Ist die Apokalypse für uns also eine neue Denkweise, die uns aus unseren Ideologien entreißt und uns dazu zwingt, eine neue und bewusste Lebensweise zu erschaffen? Ist unsere bisherige Lebensart falsch und muss sie von Grund auf in ihren Werten noch einmal überdacht werden? Um diesen Gedanken aufzunehmen, müssen wir uns auch fragen, was wir als „normal“ wahrnehmen. Dabei geraten autodestruktive Aktionen von Menschen in den Blickpunkt, beispielsweise der Bau von Atombomben. Was auf der einen Seite gut für die nationale Macht ist, ist auf der anderen Seite eine erschreckende Vernichtung seiner selbst. Dieser Stichpunkt ist nicht weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass die Projektkünstler aus Japan stammen und einen eigenen Realitätsbezug dazu aufbringen.

Schließlich verlässt der Betrachter das filmische Kunstwerk mit einem Unbewusstsein: Die fiktive Geschichte lässt ihn über seine Taten von heute nachdenken unter Belichtung der Folgen derer von Morgen. Der Mensch weiß was er tut, aber er weiß nicht, wohin es ihn führt. Er wird sozusagen in ein Trauma geschleust, das in der Zukunft auf ihn wartet. Seine Aufgabe ist es, dieses zu verhindern – mit allen ihm zustehenden Mitteln. Denn er könnte die Möglichkeit haben.

Christina Hooge

Abseits der Hauptschauplätze: der Weinberg und die dOCUMENTA

Nicht nur Brad Pitt war am Weinberg in Kassel, um sich dort Teile der dOCUMENTA 13 anzuschauen, auch dOCUMENTIERT war vor Ort.

Zu sehen sind auf den Weinberg-Terrassen Skulpturen von Adrián Villar Rojas.

In der Bunkeranlage darunter präsentieren das Künstlerpaar Allora&Calzadilla sowie der Künstler Aman Mojadidi ihren Beitrag zur dOCUMENTA 13.

Fotos: Jennifer Schreiber

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Schon gewusst…

…dass Konrad Zuse, der Erfinder des Computers, auch künstlerisch tätig war?

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„Die d(OCUMENTA) 13 präsentiert eine Auswahl von Aquarellen, Filztift- und Kreidezeichnungen und Ölbildern, die zwischen 1926 und 1967 entstanden sind, dazu Bücher und Kataloge (aus denen der künstlerische Einfluss etwa Lyonel Feiningers ersichtlich ist) sowie ein Konstruktionsmodell der Z1. Die Ausstellung ist in der Orangerie zu sehen, wo die Z11 zur ständigen Sammlung gehört.“
(Das Begleitbuch/The Guidebook, S.228)

Mehr über diesen bedeutenden Mann? Das Konrad Zuse Internet Archive verfügt über unzählige Dokumente von ihm und über ihn. Für einen etwas anderen Blick auf seine Kunstwerke – die technischen wie künstlerischen – empfiehlt sich jedoch ein Besuch der Orangerie.

(mb)

Panorama I: Hauptbahnhof

Haegue Yang – Approaching: Choreography Engineered in Never-Past Tense, 2012. Ort: Hauptbahnhof Nordflügel

Panorama-Aufnahme: Ghost Keeping
István Csákány – Ghost Keeping, 2012. Ort: Hauptbahnhof Nordflügel

Panorama-Aufnahme: Momentary Monument IV
Lara Favaretto – Momentary Monument IV, 2012. Ort: Hauptbahnhof Nordflügel

Fotos: Matthias Ott

documenta hautnah

wir waren hier und haben es documentiert
extra für euch fotografiert
es ist etwas passiert
einfach alles intendiert