Was wurde nicht alles schon emsig im Vorfeld berichtet, über das Unfertige, Konzeptlose, die vielen Maybes, über eine Pressemappe des Grauens (die weitreichendere Aufschlüsse über die Kuratorin, als über die Ausstellung zuließ), über eben jene Kuratorin, über mögliche Künstler, über emanzipierte Erdbeeren und Hunde, die sogar einen Kalender gewidmet bekamen. Schönes Ding.
Doch jetzt ist sie da, die dOCUMENTA (13) , seit Mittwoch der Presse zugänglich, seit Samstag vom Gauck’schen Lächeln auch offiziell eröffnet. Die ersten Eindrücke sind verdaut, Print -und Onlinemedien hauen in die Tasten und dOCUMENTIERT fast das Presse-Echo kurz zusammen.
Die Zeit beschreibt sie als ein „Wagnis, das gelingen kann“ und meint damit auch das spürbare Ziel „unser Denken zu verändern“ und uns zu einem „Akt der Einfühlung“ zu bewegen, wie dies z. B. die Fotografien von Lee Miller tun wollen: sie selbst in Hitlers Badewanne. Das „Verhältnis zwischen Mensch und Ding“ treibt die dOCUMENTA um, die alten Denkmuster, die Natur, die Grenzen und ihre Aufhebung. Und genau deshalb wird resümiert: „ein Unbehagen bleibt“.
Die FAZ unternimmt den Versuch zu erklären „warum die dreizehnte Documenta trotz vieler Einwände sehenswert ist“ und findet im Leitmotiv Collapse and Recovery eine breite Themenvielfalt sowie einen an vielen Stellen veränderten Künstlerbegriff vor. Der Künstler, der „erkunden“ und „untersuchen“ soll, zum „Ermittler“ wird. „Sie zu sehen lohnt sich wegen der Entschlossenheit, mit der hier der Kanon der klassischen Moderne umgeschrieben“ wird, befindet Niklas Maak.
„Ganz so crazy geht’s nicht zu“, wie im Vorfeld vermutet, meint SPIEGEL online. Die zwei leeren Säale gleich am Eingang des Fridericianums bewirken, dass der Sinn des Sehens, „erstmal auf Entzug gesetzt“ wird, ungewöhnlich. Anschließend „geht es in der Rotunde“, dem brain, „ersteinmal ans Denken.“ Die Botschaft: „Change!“ Veränderung also, nur eben doch gesitteter als erwartet.
„Es ist eine Documenta, deren stärkste Handschrift die der Kuratorin ist“, konstatiert die SZ. Auch auffällig, es grünt an allen Ecken und Enden, „weil viele Dutzend Künstler in die Karlsauen gezogen sind“. Afghanistan spielt eine große Rolle, sowohl thematisch, als auch „weil in Afghanistan in zwei Wochen eine zweite Documenta eröffnet wird“ (eine Art Außenstelle). Nach der von der Presse wenig positiv bewerteten vergangenen Documenta, scheint hier vieles richtig gemacht worden zu sein. „Es ist eine Expedition namens Kunst.“ Na dann.
Der Stern findet die dOCUMENTA „so unterhaltsam, so politisch und so aufregend wie noch nie“ und mag damit recht haben, „ihre Denkanstöße funktionieren“. Und können gleichzeitig herrlich unanstrengend sein, wie in der Aue: „Hier die Kunst zu suchen, ist ein Familienspaß“ Letztlich bleibt festzuhalten: „So schön war Kassel noch nie.“ Richtig!